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Zusammenfassung

Die Menschen in Europa zahlen an der Ladenkasse in erster Linie mit Bargeld.[1] Deshalb muss es eine angemessene Bargeldinfrastruktur mit einem ausreichenden Distributionssystem geben, das Privatleuten und Unternehmen über das Geldautomatennetz, Bankfilialen und andere Bezugsstellen Zugriff auf Bargeld ermöglicht. Für die Menschen in Europa ist wichtig, dass Einzelhändler Bargeld akzeptieren, und die Einzelhändler brauchen eine geeignete Infrastruktur, über die sie das entgegengenommene Bargeld einzahlen können.

Neben dieser gut funktionierenden Infrastruktur sind viele weitere Aspekte zu berücksichtigen, damit Vertrauen und ein reibungsloser Euro-Bargeldkreislauf gewährleistet werden können; beispielsweise die Qualität und Sicherheit der Banknoten. Aber auch Umweltschutzaspekte sowie Aspekte des Arbeits- und Gesundheitsschutzes gilt es zu beachten, damit die Handhabung der Banknoten unbedenklich ist und sie die Umwelt nicht belasten. Seit der Einführung des Euro im Jahr 2002 sind Umweltschutzaspekte der Euro-Banknoten und des Bargeldkreislaufs nicht nur eine Priorität für das Eurosystem, sondern auch ein integraler Bestandteil seiner Bargeldstrategie.[2] Es hat kontinuierlich Bemühungen zur Verringerung der Umweltauswirkungen von Banknoten gegeben, und diese werden auch in Zukunft fortgesetzt.

Nach Einführung der zweiten Euro-Banknotenserie – der so genannten Europa-Serie – begann die EZB mit einer neuen Studie zu den Umweltauswirkungen von Banknoten als Zahlungsmittel.[3] Diese Studie basiert auf der Methode der Europäischen Kommission zur Berechnung des Umweltfußabdrucks von Produkten (Product Environmental Footprint – PEF).[4]

Mit der PEF-Studie werden die nachstehenden Ziele verfolgt: a) Kenntnisgewinn zu den potenziellen Umweltauswirkungen aller Aktivitäten im Rahmen eines vollständigen Banknotenkreislaufs – von der Beschaffung der Rohstoffe über die Herstellung bis hin zur Entsorgung von Euro-Banknoten – und b) Messung der potenziellen Umweltauswirkungen von Banknoten als Zahlungsmittel, um weitere Aspekte im Lebenszyklus von Euro-Banknoten zu identifizieren, bei denen der Umweltfußabdruck verringert werden kann.

Dieser PEF-Studie zufolge liegt der Gesamtscore für den jährlichen Durchschnittswert der Barzahlungen je Mensch im Euroraum im Jahr 2019 bei 101 Mikropunkten (µPt). Das ist ein sehr niedriger Score, den ein Mensch im Euroraum auch erreichen würde, wenn er in einem Standardfahrzeug eine Strecke von 8 Kilometern zurücklegt. Anders ausgedrückt entspricht dieser Score 0,01 % der gesamten Umweltauswirkungen des jährlichen Ressourcenverbrauchs durch Aktivitäten eines Menschen in Europa.[5] Veranschaulichen lässt sich dies auch durch einen Vergleich des Scores für den jährlichen Wert der Euro-Banknotenzahlungen mit dem Score für andere Produkte des täglichen Lebens, wie etwa für die Herstellung eines Baumwoll-T-Shirts[6], das ein Jahr lang einmal wöchentlich gewaschen wird (vergleichbar mit einer Autofahrt von 55 Kilometern), oder für die Herstellung von in Flaschen abgepacktem Trinkwasser[7], das ein Mensch in Europa jährlich konsumiert (entspricht einer Autofahrt von 272 Kilometern), wie in der Abbildung unten dargestellt.

Abbildung 1

Umweltfußabdruck von Euro-Banknoten und anderen gängigen Produkten im Vergleich

Anmerkung: Jeweils mit Angabe des entsprechenden Fußabdrucks einer Autofahrt.

Den größten Beitrag zum Umweltfußabdruck von Euro-Banknoten leisten die Stromversorgung der Geldautomaten (37 %), der Transport (35 %), die Verarbeitungsvorgänge bei der Verteilung (10 %), die Papierherstellung (9 %) und die Echtheitsprüfung bei der Verwendung von Banknoten an der Ladenkasse (5 %).

Die Bemühungen zur Verringerung des Umweltfußabdrucks von Euro-Banknoten laufen bereits seit 2004. So hat das Eurosystem beispielsweise ein Deponieverbot für Banknotenabfall verhängt und Initiativen wie das Sustainable Cotton Programme umgesetzt.[8] Außerdem haben Geldautomatenhersteller und Kreditinstitute erhebliche Anstrengungen unternommen, um die Umweltauswirkungen von Geldautomaten zu verringern. Aus unserer Studie geht hervor, dass Verbesserungen bei der Energieeffizienz von Geldautomaten zwischen 2004 und 2019 dazu beigetragen haben, den Gesamtscore des Bargeldkreislaufs um 35 % zu senken.[9] Neben einer Transportoptimierung wurden weitere Ansätze geprüft, um die Umweltauswirkungen des Transports zu verringern und nachhaltigere Kraftstoffe zu verwenden.

Auch wenn Zahlungen mit Euro-Banknoten insgesamt nur sehr geringe Auswirkungen auf die Umwelt haben, hat sich das Eurosystem dazu verpflichtet, diese Auswirkungen weiter zu reduzieren. Deshalb engagieren wir uns stark in Forschung und Entwicklung und sorgen zugleich dafür, dass für die Öffentlichkeit stets Bargeld verfügbar ist. Die Erkenntnisse aus dieser Arbeit werden in die Entwicklung unserer künftigen Euro-Banknotenserien einfließen, damit diese so umweltfreundlich wie möglich werden. Ähnliche Analysen oder Teilstudien führt das Eurosystem insbesondere auch dann durch, wenn sich der Bargeldkreislauf erheblich verändert.

© Europäische Zentralbank, 2023

Postanschrift 60640 Frankfurt am Main, Deutschland
Telefon +49 69 1344 0
Website www.ecb.europa.eu

Alle Rechte vorbehalten. Die Anfertigung von Kopien für Ausbildungszwecke und nichtkommerzielle Zwecke ist mit Quellenangabe gestattet.

Informationen zur Fachterminologie finden sich im EZB-Glossar (nur auf Englisch verfügbar).

HTML ISBN 978-92-899-6293-3, doi:10.2866/974, QB-09-23-503-DE-Q


  1. Siehe EZB, Study on the payment attitudes of consumers in the euro area (SPACE), Frankfurt am Main, 2022.

  2. Die Bargeldstrategie des Eurosystems soll sicherstellen, dass Bargeld auch in Zukunft als Zahlungsmittel und Wertaufbewahrungsmittel verfügbar ist und allgemein akzeptiert wird.

  3. Die Studie bezieht sich auf den Bargeldkreislauf vor der Coronavirus-Pandemie (d. h. 2019), zieht also Daten heran, die nicht durch die pandemiebedingten Beschränkungen beeinflusst waren.

  4. Diese PEF-Studie basiert auf der Methode der Ökobilanz. Sie deckt 16 vordefinierte Kategorien von Umweltauswirkungen ab, darunter der Klimawandel aufgrund von Treibhausgasemissionen, die Ausdünnung der Ozonschicht, die Land- und Wassernutzung sowie die Ressourcenverknappung. Eine vollständige Liste der abgedeckten Kategorien von Umweltauswirkungen findet sich in Anhang A.

  5. Die Consumption Footprint Platform zeigt die Umweltauswirkungen des Konsums in der EU in den Bereichen Nahrungsmittel, Mobilität, Wohnen, Haushaltswaren und -geräte auf.

  6. Siehe die T-Shirt-Referenzstudie in Product Environmental Footprint Category Rules, Europäische Kommission, Brüssel, 2022.

  7. Siehe die Referenzstudie zu abgepacktem Wasser in: Product Environmental Footprint Category Rules, Europäische Kommission, Brüssel, 2022.

  8. Das Sustainable Cotton Programme wurde 2014 vom Eurosystem ins Leben gerufen. Ziel des Programms ist es, bei der Herstellung von Euro-Banknoten konventionell erzeugte Baumwollfasern zu 100 % durch nachhaltig erzeugte Baumwollfasern zu ersetzen.

  9. Die Angaben zum Energieverbrauch von Geldautomaten stammen aus der Studie zur Ökobilanz von 2004.